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Chorreise nach Japan 1986

Juli und August 1986

Die Japan-Tournee hob sich von Auslandsreisen anderer Chöre in einigen Punkten wesentlich ab:

  1. Der einladende Veranstalter hatte konkrete Programmvorstellungen (geistliche und weltliche Chormusik aus Klassik und Romantik - alpenländische Folklore in Lied, Musik und Tanz - japanische Volkslieder).
  2. Die Inhalte waren in drei Programmen auswendig vorzutragen.
  3. W. A. Mozarts »Requiem« sollte mit einem japanischen Orchester im Gedenken an die Atomkatastrophe von Hiroshima und Nagasaki aufgeführt werden.
  4. Die Gesamtkosten der Reise wurden von japanischen Sponsoren getragen.
Mit Spannung und hochgesteckten künstlerischen Erwartungen traten wir am 24. Juli 1986 in Begleitung von Nagafumi Sugimoto, einem Vertreter der »Gesellschaft zur Förderung der kulturellen Beziehungen zwischen Österreich und Japan« die Reise an. Die Anwesenheit eines sprachkundigen Dolmetschers sollte sich sehr bald, spätestens aber in Japan als sehr vorteilhaft erweisen. Die rund dreißig Stunden dauernde Flugreise Wien-Amsterdam-Anchorage-Tokyo-Osaka verlief in erwartungsfroher Stimmung und vermittelte uns vor allem auf der Pol-Route eine eindrucksvolle und überwältigende Schau auf eine Traumlandschaft in Eis und Schnee.

In krassem Gegensatz dazu erlebten wir wenige Stunden später die feuchtheiße Luft eines japanischen Sommerabends, die uns im Stehen den Schweiß aus den Poren trieb. Die extrem hohe Luftfeuchtigkeit bei durchschnittlich 40% Wärme beeinträchtigte in den folgenden drei Wochen unser Wohlbefinden. Dies nicht zuletzt deshalb, weil ein Teil unserer nachmittäglichen Konzerte auf Freiluftbühnen stattfand. Entschädigt wurden wir dafür durch ein für europäische Musik ungewöhnlich aufgeschlossenes und dankbares Publikum. Die natürliche und gewinnende Gastfreundschaft der Japaner erlebten wir nicht nur im Nachklang der Konzerte; sie vermittelte trotz aller gesellschaftlichen Rituale auch bei den offiziellen Empfängen und Parties jene freundschaftliche Atmosphäre, die in regelmäßigen Briefkontakten z.T. heute noch nachwirkt.

Nach den ersten Konzerten im Freizeitzentrum Sanda-Kasaya führte uns eine Flugreise in die Universitätsstadt Aomori, die am Nordende der Hauptinsel Honschu gelegen ist. Ein sogenanntes »Dinner Concert« im Ballsaal des Hotels »Kukusai«, veranstaltet von der Universität, ließ uns zwischen unseren musikalischen Darbietungen die beeindruckenden Facetten des japanischen »Hofzeremoniells« erleben, wobei die kulinarische Seite des Festes ebenfalls kaum Wünsche offen ließ.

Durch den Hachimantai-Nationalpark fuhren wir am nächsten Tag, dem 1. August, durch eine typisch japanische Landschaft an den Towada See, einen Kratersee mit 59 Quadratkilometer Fläche. Wiederum war es die enorme Hitze, die das Freiluftkonzert um 14 Uhr (!) für uns Ausführende nicht zur reinen Freude werden ließ. Die Zuhörer aber waren so begeistert, daß sie uns noch lange nach dem Konzert zu begeistertem gemeinsamen Singen in »Beschlag« nahmen.

Ein 5-Sterne-Hotel am See ließ uns die Strapazen des Tages bald vergessen und machte uns Lust auf ein »Shabu-shabu«, ein typisches japanisches Festessen, zu dem der Chor in Yukata (Kimono) gehüllt erschienen war. Ein Feuerwerk am See und unsere heimatlichen Lieder ließen den Abend erst spät nach Mitternacht stimmungsvoll ausklingen. Eine recht beschwerliche Zugreise brachte uns am nächsten Tag wieder in den Süden, in die historische Herzlandschaftjapans, nach Kyoto und Nara. Wie in einem Brennspiegel reflektieren diese beiden Städte die Jahrtausende alte Kultur des Landes, die in ihrer Vielfalt trotz bester Reiseführung in zwei Tagen wohl nur erahnt werden konnte. Daß uns die Organisatoren dieses besondere kulturelle Erlebnis vermittelten, macht uns dankbar, zumal wir auch Zugang zu vielen anderen Sehenswürdigkeiten hatten. Die nächsten Konzerte, die leider nicht immer nach unseren Wünschen vorbereitet waren, führten uns nach Kobe, Wakayama, Sasayama und Sanda. Unter den Ehrengeschenken, die uns immer wieder überreicht wurden, sei der »Goldene Schlüssel« der Stadt Kobe, jener Stadt also, die in jüngster Zeit von einem Erdbeben schwer heimgesucht worden ist, besonders hervorgehoben. An ein anderes schicksalhaftes Ereignis sollte die Aufführung des »Requiems« von W. A. Mozart erinnern, das wir mit den choreigenen Solisten Hildegard Wiener, Barbara Gailer, Andreas Ellecosta und Gerd Kenda sowie dem Orchester »Arcade« aus Kobe in der Arena von Sanda-Forest-Kingdom überzeugend realisierten und mit dem Gedenken an die atomare Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki verbinden konnten.

Die Vielzahl der Eindrücke und Erlebnisse läßt sich in diesem Rahmen kaum beschreiben, denn sie pendelt zwischen Teezeremonie und Badefreuden im Pazifik, Tempelbesuchen und Live-Sendung in einem Privatstudio, Chorklinik und Sukiyaki-Freuden, gemeinsamem Singen mit japanischen Kindern und einem Konzert im Jumbo über dem Nordpol ...

Beeindruckt von der überwältigenden Gastfreundschaft, konnte der A-cappella-Chor Villach nach dreiwöchiger Reise mit der Gewißheit heimkehren, die Herzen der Menschen im Land der aufgehenden Sonne durch sein vielfältiges und niveauvolles musikalisches Programm erobert zu haben.

Text entnommen aus der Festschrift "30 Jahre A cappella Chor Villach"

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